Zerstörung der Kippenheimer Synagoge

Foto von der Zerstörung des Innenraumes der  Synagoge Kippenheim  (Reichspogromnacht 1938)

Auf den am  18. Mai 1999 im Schwarzwälder Boten erschienenen Pressebericht über den Zeitzeugenvortrag von Hedy Epstein, geb. Wachenheimer, den sie auf Vermittlung von Robert Krais am  15. Mai 1999 bei der katholischen Pfarrgemeinde in Fischingen gehalten hat, schrieb ein Bürger aus Sulz / Neckar über Robert Krais an Hedy Epstein zu dem beigelegten Foto:

„…Sie werden jetzt sicher fragen, wie ich zu diesem Bild der Kippenheimer Synagoge gekommen bin. Kurze Erklärung: Ich fand das Foto unter Dutzend anderen im fotografischen Nachlaß meines verstorbenen Vaters, der in seinem Fotolabor sog. Ausschussbilder sammelte, die täglich angefallen sind, die ihm aus unterschiedlichen Gründen wichtig waren und die er nicht vernichten wollte. Die Kundschaft seines Fotogeschäftes fluktuierte in den beiden letzten Vorkriegsjahren von Tag zu Tag, so dass eine Ermittlung des ‚Autors’ der Aufnahme völlig aussichtslos ist. Sicher ist jedoch, dass mein Vater selbst nicht der Fotograf  ist, da das vorliegende Aufnahmeformat 6X9 nicht seinen damaligen Cameras entspricht; auch die räumliche Entfernung Sulz – Kippenheim schließt dies aus.

Vor geraumer Zeit fiel mir das Synagogenbild wieder in die Hände, und ich rätselte lange über den Ort der Zerstörung. Da ich mich schon jahrelang mit jüdischer Geschichte und Religion beschäftige, wurde ich auf den Dokumentarband  ‚Synagogen in Baden – Württemberg’  v. Joachim Hahn/Konrad Theiss-Verlag aufmerksam. Ich kaufte das Buch u. verglich alle darin abgebildeten Synagogen mit der ‚meines’ Fotos und siehe da, die Identität mit der Kippenheimer Synagoge war zweifelsfrei zu erkennen.

Zur Sache selber u. den beigelegten Reproausschnitten möchte ich noch folgendes anmerken:

  1.  Auch wenn die auf dem Bild abgelichteten  drei Herren keine HJ – Uniformen tragen, können sie trotzdem zur damaligen HJ – Gebietsführerschule Lahr gehört haben, die für die Zerstörung der Synagoge in Kippenheim verantwortlich ist, wie in oben genanntem Buch berichtet wird. Die Ausbildungskräfte jener Schulen waren oftmals Offiziere u. Unteroffiziere der Wehrmacht bzw. der Luftwaffe, die vor ihrer Einberufung zum Militär Führungsaufgaben in der HJ wahrgenommen hatten.
  2. Die jugendlichen Zuschauer rechts und links der Tragsäulen beweisen und erhärten erneut Ihre in Ihrem Vortrag vehement vertretene Aussage, dass sehr wohl die einstigen Bewohner von Kippenheim und anderswo von den Vorgängen seit dem  9./10. Nov. 1938 gewußt haben.

Durch dieses Foto konnte auch die Inschrift über dem Toraschrein entziffert werden:

„Ich  habe  den  Ewigen  stets  vor  mir.” (Ps. 16,8)

Ettenheim, den 25. Juni 2002
Robert  Krais